Viele Menschen schrecken vor einem Depotwechsel zurück: Sie fürchten, dass dieser Schritt einem zu hohen bürokratischen Aufwand verbunden ist, zu viel kostet und sich letztlich ja doch nicht rentiert. Dabei zeigen Untersuchungen immer wieder, dass ein Wechsel des Depots immense Einspar-Potenziale bietet - sowohl bei der Zeit als auch beim Geld. Dieser Ratgeber "Depotwechsel" soll zusätzlich zeigen, dass auch die bürokratischen nicht allzu hoch sind.
Schritt eins: Zu einem Broker mit Online-Depot wechseln
Einige Deutsche führen immer noch ein Depot, das sich nicht online, sondern nur telefonisch, per Fax oder durch ein persönliches Gespräch verwalten lässt. Solche Depots kosten übermäßig viel Zeit und berauben Sie der flexiblen Möglichkeit, beispielsweise unterwegs mit dem Smartphone eine Order zu tätigen. Der Depotwechsel ist deshalb für Sie dann dringend angeraten, wenn Ihr Broker noch über kein Online-Depot verfügt. Dies ist aber nicht gleichbedeutend damit, dass Sie zu einem reinen Online-Broker wechseln sollten: Praktisch alle Banken bieten die Online-Verwaltung von Depots an.
Schritt zwei: Sich selbst korrekt bezüglich der Kostenfrage einschätzen
Depots verursachen auf zwei Wegen Kosten, die gegeneinander abgewogen werden müssen: Zum einen gibt es Depot-Verwaltungsgebühren und zum anderen Transaktionskosten per Order. Wenn die Verwaltungsgebühren besonders niedrig sind, fallen die Ordergebühren in aller Regel besonders hoch aus - und umgekehrt. Für Sie bedeutet dies, dass Sie sich richtig einschätzen müssen.
Vor Ihrem Depotwechsel werden Sie aller Wahrscheinlichkeit nach einen Vergleich der Angebote machen: Sind Sie ein Wertpapierbesitzer, der wenig handelt, so sollten Sie sich für ein Depot mit geringen Verwaltungskosten entscheiden. Machen Sie jedoch zahlreiche Trades, sind für Sie geringe Transaktionskosten wichtiger. Passen Sie dabei auf, dass Sie nicht in eine Falle tappen. Häufig bieten Broker eine gewisse Zahl von Trades kostenlos pro Monat an (z.B. zwölf), um so zu überdecken, dass die kostenpflichtigen Transaktionen zu einem teuren Vergnügen werden.
Schritt drei: Eine Einzugsermächtigung erteilen
Nun folgt der Schritt, bei dem die meisten Zweifler hohen bürokratischen Aufwand vermuten. Die Wahl für das neue Depot ist getroffen, doch wie kommen die Wertpapiere vom alten herüber? Die Lösung ist sehr einfach: Sie können Ihrem neuen Broker eine Einzugsermächtigung für Ihre Wertpapiere erteilen. Verwechseln Sie den Begriff hierbei nicht mit dem identischen Wort, dass Sie aus der sonstigen Bankensprache kennen: Der neue Broker wird Ihnen nichts wegnehmen, sondern lediglich Ihre Wertpapiere vom alten ins neue Depot transferieren. Bei den Online-Brokern sowie bei vielen Banken müssen Sie lediglich ein Kreuz in den Depot-Eröffnungspapieren machen, um die Einzugsermächtigung zu erteilen. Anschließend müssen Sie nur noch angeben, wo genau Ihr bisheriges Depot war - und alle Aufgaben für den Wertpapier-Transfer sind bereits erledigt.
Schritt vier: Sie müssen sich legitimieren
Ein Depotwechsel verlangt von Ihnen, dass Sie sich ausweisen bzw. legitimieren müssen - ganz so, wie es bei einer Kontoeröffnung auch der Fall wäre. Wenn Sie Ihr neues Depot in einer Bank mit Filial-System führen, ist dies kein Problem: Sie sprechen einfach mit Ihrem Personalausweis vor. Idealerweise erledigen Sie dies, wenn Sie ohnehin alle Papier für die Depoteröffnung abgeben. Aus offensichtlichen Gründen können Sie dies aber nicht tun, wenn Sie zu einem Online-Broker wechseln. In diesem Fall muss eine dritte Partei für die Legitimation sorgen. In aller Regel können Sie hierfür das Post-Ident-Verfahren nutzen. Sie können mit Ihrem Depoteröffnungsantrag, den Sie ja ohnehin versenden müssen, zur Post gehen und weisen sich hier aus. Bei der Post wird Ihre Identität per Unterschrift und Stempel beglaubigt. Das entsprechende Papier wird den Dokumenten beigelegt und auf die Reise geschickt.
Schritt fünf: Kosten für den Depotwechsel kontrollieren
Eigentlich darf Ihr Depotwechsel keine Kosten verursachen. Überhaupt keine Sorgen müssen Sie sich diesbezüglich machen, wenn Sie bei einem Broker bleiben und nur von einem Angebot zu einem anderen wechseln. Aber auch der Transfer des Depots zu einem anderen Broker sollte für Sie kostenneutral verlaufen: Laut einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) darf Ihr bisheriger Depot-Verwalter keine Gebühren für die Löschung des alten Depots erheben. Einige Broker und Banken schaffen es aber doch, im Rahmen der Löschung letzte Gebühren zu erheben - beispielsweise für die Übertragung der Wertpapiere. In aller Regel werden diese Kosten jedoch von Ihrem neuen Broker übernommen. Diesbezüglich ist eine Rückversicherung aber sinnvoll - achten Sie nach Möglichkeit schon beim Vergleich der Angebot darauf.
Schritt sechs: Werte kontrollieren - und korrigieren
Wer zum ersten Mal sein neues Depot eröffnet, erlebt von Zeit zu Zeit eine unangenehme Überraschung: Die Wertentwicklung der Papiere passt nicht mehr. Der Grund hierfür ist jedoch harmlos. Oft werden die Aktien mit ihren tagesaktuellen Werten in das neue Depot eingestellt. Die meisten Broker bieten deshalb die Möglichkeit, diese nachträglich zu korrigieren und die Werte einzutragen, welche die Papiere hatten, als man sie tatsächlich erworben hat.
Weitere Tipps zum Depotwechsel
Es kann sich lohnen, seinen Depotwechsel etwas aufzuschieben. Oft bieten Banken oder Online-Broker besondere Neukunden-Aktionen an, die zu einem bestimmten Stichtag starten, aber so lukrativ sind, dass man sie wahrnehmen sollte. Überhaupt ist das Timing des Transfers von entscheidender Bedeutung, schließlich muss man sich stets vor Augen führen, dass man während des Transfers keinen Zugriff auf die eigenen Papiere hat. Gerne würden Sie vermutlich deshalb wissen, wie lange ein solcher Wertpapier-Transfer eigentlich dauert. Die traurige Antwort lautet: Man kann es nicht genau sagen - aber in jedem Fall länger als einem lieb ist. Sie sollten damit rechnen, dass Sie eine bis zu drei Wochen keinen Zugriff auf Ihre Papiere haben und nicht auf Kursveränderungen reagieren können.
Beim Ausfüllen des Depotantrags machen sich viele Menschen immer noch die Mühe und notieren ihren Wertpapier-Bestand von Hand. Sie sollten allerdings von Ihrem alten Depot mühelos eine aktuelle Übersicht ausdrucken können. Es genügt in aller Regel, wenn Sie diese dem Antrag beilegen. Notieren Sie in das entsprechende Feld des Formulars einfach "Siehe Anlage".
Achten Sie zudem darauf, dass Fondsbruchteile nicht übertragen werden können, ebenso wie vermögenswirksame Leistungen übrig. Wenn Sie Fondsbruchteile besitzen, werden diese bei einem Depotwechsel verkauft. Der Erlös wird ihrem Referenzkonto gutgeschrieben. Verträge über vermögenswirksame Leistungen müssen ebenfalls verkauft werden.
Fazit: Kaum mehr Arbeit als bei einem Kontowechsel
Wenn Sie Ihr Depot wechseln möchten, macht dies, so hat es dieser Ratgeber "Depotwechsel" gezeigt, insgesamt kaum mehr Arbeit als ein Kontowechsel. Vor allem die Bürokratie ist deutlich knapper als oft gedacht wird. Die Kostenvorteile sind hingegen sehr groß - hier sollte zu Beginn aber stets ein Vergleich der möglichen Angebote für Klarheit sorgen.