Sollzins - Begriff Definition

Mit dem Begriff Sollzins wird genau der Wert ausgedrückt, mit dem eine aufgenommene Kredit- bzw. Darlehenssumme verzinst wird; die Darlehensnebenkosten werden dabei allerdings nicht berücksichtigt. In der Regel werden die Sollzinsen zwar als jährlicher Zinssatz ausgedrückt, trotzdem aber sind bei einigen Darlehensarten mit geringeren Laufzeiten auch Angaben für einen kürzeren Zeitraum möglich. Ein Sollzinssatz darf dabei keinesfalls mit dem Effektivzins verwechselt werden; für einen Darlehensnehmer existieren hier eklatante Unterschiede.

Gebundener Sollzins: Fester Zinssatz für die gesamte Darlehenslaufzeit

Gemäß der Legaldefinition in § 489 Abs. 5 BGB werden Sollzinsen in einen gebundenen Zinssatz und einen veränderlichen Zinssatz unterteilt. Dabei wird ein gebundener Sollzins beim Abschluss eines Darlehensvertrags für die gesamte Laufzeit festgelegt. Demnach ist ein gebundener Sollzinssatz ein reiner Festzins, der grundsätzlich unabhängig von Entwicklungen an den Finanzmärkten bleibt. Die Sollzinsbindung ist ab dem Tag der Vertragsunterzeichnung bzw. ab Auszahlungstermin der Darlehenssumme gültig. Somit verschaffen gebundene Sollzinsen Darlehens- bzw. Kreditnehmern entsprechende Planungssicherheit. Gerade bei Ratenkrediten kommt ein gebundener Sollzinssatz vorzugsweise zum Einsatz. Zum Vergleich: Die Konditionen für einen Überziehungskredit bzw. Dispokredit werden von den Kreditinstituten immer angepasst. Das bedeutet: Steigen die Zinsen an den entsprechenden Kapitalmärkten, wird sich dies auch in höheren Zinsen für den Dispokredit niederschlagen.

Variabler Sollzinssatz:

Ist ein Sollzinssatz demgegenüber variabel gestaltet, wird der Zinssatz in einem regelmäßigen Turnus an den aktuellen Zinsmarkt angepasst. Hier kommen so bezeichnete Preisanpassungsklauseln der Kreditinstitute ins Spiel. Diese können nämlich dafür sorgen, dass die zuvor vertraglich vereinbarten Sollzinsen von eben den Kreditinstituten nachträglich geändert werden. Durch Klauseln dieser Art reagieren die Banken auf Zinsänderungen, die Einfluss auf die Geld- und Kapitalmärkte nehmen. Als geeignete Referenzzinssätze gelten diesbezüglich der Euribor (Euro Interbank Offered Rate) sowie auch der Libor (London Interbank Offered Rate). Hinter Euribor verbirgt sich dabei der durchschnittliche Zinssatz, zu dem ein großer Teil der europäischen Banken Darlehen bzw. Anleihen gewähren. Der Euribor orientiert sich dabei am Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank. Die variablen Sollzinsen werden alle drei bis sechs Monate an den Euribor angepasst. Ein variabler Zollzinssatz eignet sich insbesondere zum Beispiel für eine kurzfristige Baufinanzierung.

Sollzinsen fungieren quasi als preisbestimmende Faktoren für den Effektivzins

Mittels des Sollzinssatzes alleine lassen sich Kredite nicht miteinander vergleichen. Um einen aussagekräftigen Vergleich zu erhalten, muss grundsätzlich der Effektivzins mit heran gezogen werden. Die Sollzinsen agieren hier eher als ein preisbestimmender Faktor - gemäß der Preisangabenverordnung (§ 6 Abs. 3 PangV) - für den Effektivzins. Die jeweiligen Gesamtkosten für ein Darlehen setzen sich dadurch aus den entstehenden Kosten durch die Sollzinsen sowie gegebenenfalls aus den Kosten für Abschluss- oder Kontoführungsgebühren sowie Provisionen zusammen. Hieraus wird dann letztendlich der Effektivzins respektive der effektive Jahreszins errechnet, der einen tatsächlichen Vergleichswert darstellt. Daher kann ein anfangs zunächst als niedrig empfundener Sollzins respektive Nominalzinssatz im Endeffekt teuer werden, falls er zusätzlich zum Beispiel bei der Auszahlung durch ein Disagio (Abschlag vom Nennwert) erkauft werden musste.

Fazit: Auf den Einsatzzweck kommt es an

Sie sollten immer die Kreditnebenkosten im Auge behalten, auch wenn der Sollzinssatz auf den ersten Blick äußerst attraktiv erscheint. In der Regel sind in den entsprechenden Krediten kontinuierlich anfallende Nebenkosten zu finden, daher muss eben der Effektivzinssatz stets berücksichtigt werden. Festzuhalten bleibt zudem, dass ein feststehender Sollzins gerade bei Ratenkrediten interessant ist, während ein variabler Sollzins eher bei kurzfristigen Baufinanzierungen Vorteile verspricht.

Banken Lexikon: